Portugal 2012: Nationalpark Peneda-Gerês

Wir waren in der letzten Septemberwoche auf dem Wolfs- und Wildpferde-Trail. Untergebracht wurden wir in einer Ferienhaus-Siedlung im Ortszentrum von Castro Laboreiro, die Ferienhäuser sind neu und gemütlich, aber modern eingerichtet. Zum Frühstück gab es für jedes Grüppchen eine Art Picknick-Korb mit Marmelade, Wurst, Käse usw. Das (gute!) Brot hing jeden Morgen in einer Tüte am Haustürgriff. An einer Ecke der Ferienhaus-Siedlung ist ein Café, was nicht nur für die Einheimischen der Treffpunkt war, sondern auch für uns Urlauber. Nach einem portugiesischen Café (Espresso) oder Galão wurden wir von Pedro abgeholt und auf seinen ca. 5 km entfernten Hof gefahren. Dort erwarteten uns neben vielen Hunden und Katzen die Pferde. Die Pferde sind gepflegt, leichtrittig, trittsicher und mit einer schier unglaublichen Kondition ausgestattet. Gerade die kleinen Garranos tragen auch erwachsene Männer oder stämmige Frauen problemlos durch steiles felsiges Gelände. Natürlich hat auch hier jedes der Pferde seine Eigenheiten, vor allem scheinen sie alle ein gewisses sportliches Denken zu haben. Versucht jemand, das vor ihm gehende Pferd zu überholen, kann das zur spontanen Beschleunigung der ganzen Gruppe führen.

Wie schon erwähnt, ist das Gelände teilweise sehr anspruchsvoll. Die Landschaft ist geprägt von Felsen aus grobkörnigem Granit, oft mit Quarzgängen und Glimmereinlagerungen durchsetzt, die in der Sonne leuchten und glitzern. Dieser Stein bietet sowohl Pferdehufen als auch Wanderschuhen hervorragenden Halt, in beiden Fällen ausreichende Trittsicherheit vorausgesetzt. Es gibt auf den Hochebenen auch Strecken mit weichem Untergrund, die man schön galoppieren kann. Ansonsten werden schmale Wege geritten, die mit dem allgegenwärtigen Stechginster gesäumt sind. Den Pferden scheint er nicht allzu viel auszumachen, ist man aber zu Fuß unterwegs, geht dieses Zeugs auch durch dünne Hosen hindurch. Ich hatte bei einer von Pedro geführten Wanderung eine Goretex-Wanderhose an, der Stechginster zerstach mir die Beine bis hoch an die Oberschenkel. Man sollte also beim Wandern eine Hose aus dickerem Stoff anziehen oder dicke Strümpfe drunter. Ganz fatal wären kurze Hosen. Dann tut’s richtig weh!

Unsere Woche begann mit 3 Tagen schlechten Wetters, es regnete fast ununterbrochen, dazu pfiff der Wind, und es war auch recht kalt. Auf den Hochebenen, die zwischen ca. 1000 und 1250 m.ü.h. liegen, hatte man dadurch waagerechten Regen, die ein- oder zweimal auch als Graupelschauer in unsere Gesichter prasselten. Ein langer Reitmantel oder eine Regenjacke-/hose-Kombination ist absolut zu empfehlen, auch wenn sich das beim Fluggepäck negativ bemerkbar macht. Wir waren so leichtsinnig, ließen unsere Wachsmäntel zu Hause und nahmen nur Jacken mit, um Gepäck zu sparen. Die Folge war, dass wir wirklich triefend nass waren. Wieder zurück im Ferienhaus, mußten wir feststellen, dass im kompletten Ort der Strom ausgefallen war. Ergo: keine heiße Dusche und keine Möglichkeit, die nassen Klamotten zu trocknen …

Da die Mittagspause immer im Freien stattfand, suchte Pedro jeweils einen zumindest windgeschützten Rastplatz, nass war’s trotzdem. Das Vesper, das meist per Satteltaschen mitgeführt wurde, bestand aus belegten Brötchen, Tee, Kaffee, Müsliriegeln, und wer wollte, zum Abschluß noch einen kräftigen Likör aus Anabelas Produktion!

Am Mittwoch aber kam die Sonne und sie blieb auch den Rest der Woche. Wir erlebten eine frühherbstliche Landschaft, in der der gelb blühende Stechginster mit dem rosa und rot blühenden Heidekraut um die Wette leuchtete. Wir sahen Rothirsche, darunter zwei kapitale Bullen, und einiges an Kleingetier wie die zwei Kröten, die wir abends auf dem Gehsteig sitzen sahen. Interessant auch die einheimischen Rinder, eher klein gewachsen, aber mit gewaltigen Hörnern.

Was die Wildpferde angeht, von diesen haben wir einige gesehen. Sie lassen einen recht nahe heran, laufen vielleicht ein kleines Stück weg, bleiben aber immer in Sichtweite. Die Wölfe  haben wir erwartungsgemäß nicht gesehen. Beim Ritt durch das „Wolfstal“ sahen wir einige Köttel (sehen aus wie die vom Hund, nur mit vielen Haaren drin) und ein ziemlich verwaschenes Trittsiegel. Auch fiel die Wolfsheulnacht aus, zum Einen sicherlich wegen des Wetters, zum Anderen hatten wir in dieser Woche viel Wechsel bei den Gästen. Pedro musste also improvisieren.

Fazit: die Reise verlangt vom Teilnehmer eine gewisse Härte, auch dann, wenn die persönliche Ausrüstung stimmt. Die Organisation ist gut, Pedro und Anabela sind sehr nett und für so manchen Quatsch zu haben. Man darf aber nicht erwarten, dass das vorgegebene Programm stattfindet, weil es sein kann, dass Mutter Natur anderer Meinung ist. Pedros Fachwissen ist beeindruckend und er spricht gut genug Englisch, um dieses auch zu vermitteln. Die Verpflegung während der Touren ist auch für Vegetarier geeignet oder kann angepaßt werden (Pedro selbst ist Vegetarier), die Restaurants vor Ort tun sich damit aber schwer. Die regionale Kost ist fleisch- und kartoffelbasiert, Gemüse kommt als „caldo verde“ (Kohl) auf den Teller. Wer also auf Spezialkost angewiesen ist, muss eventuell in einem der beiden kleinen Läden einkaufen und sich in der Ferienwohnung etwas kochen. Was kein Problem war: Salat, dieser war immer frisch und mit einem guten Dressing. Für Weinliebhaber gibt es in allen Restaurants eine brauchbare Auswahl an guten einheimischen Weinen.

Wir haben gebucht über: Perlenfänger

Pedro, Anabela und ihr Angebot: Ecotura

Die römische Therme in Galizien, in der Nähe des Ortes Os Banos (sic!)

 

 

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